Mehr als die Summe seiner Teile?

Es soll ja immer noch Menschen geben, die nix mit Tablets anfangen können. "Ach, das kann man ja als Frühstücksbrettchen verwenden!" "Das ist ja dünn, wollen wir mal schauen, wie die Aerodynamik ist!" "Kann man auf dem Tablett (!) auch Getränke servieren?"
Und ich dachte, die Bewegung der Maschinenstürmer wäre im 19. Jahrhundert verschwunden!  Und dann ist so jemand auch noch Pirat, nicht war, Eltor?
Aber okay, fangen wir mal ganz am Anfang an: Am Anfang war das Wort..., ach Mist, schon wieder zu weit zurückgespult! Also noch mal. Im Jahr 2007 hatte Apple das iPad auf den Markt gebracht. Das Gerät, einer der letzten Geniestreiche des leider verstorbenen Firmengründer Steve Jobs, löste eine Revolution im Bereich der mobilen Computer aus, deren vollständige Auswirkungen sich erst später zeigen würden. Daher legte ich mir Ende 2008 auch ein konventionelles Netbook zu.


Als sich das Jahr 2011 dann dem Ende zuneigte zeigte sich jedoch, das mein treues Netbook, ein Acer Aspire One 110L, den Anforderungen des täglichen Betriebs nicht mehr gewachsen war. Ubuntu 10.10 war schließlich doch zuviel des guten. Also musste ein Ersatz her. Mittlerweile war ich vom Tabletfieber infiziert worden, weshalb ein reines Netbook als Ersatz für mich nicht mehr in Frage kam. Andererseits war ich auch nicht bereit, auf eine externe Tastatur zu verzichten. Zuerst sah es so aus, als ob das Dell Inspiron Duo die einzige Möglichkeit wäre. Dann jedoch trat Asus auf den Plan. Das Eee Pad Transformer mit seinem Tastaturdock war schon ein Schritt in die richtige Richtung, ganz überzeugt war ich aber immer noch nicht. Dann kam das Eee Pad Slider auf den Markt, und die Entscheidung für mich war klar. Sorry Dell, diesmal nicht!
Einer der Schwachpunkte des Geräts ist das hochreflektive Display, eine Benutzung am Morgen direkt nach dem Aufstehen findet also auf eigene Gefahr statt!
Man kan sagen was man will, das Eee Pad Slider sieht rattenscharf aus!
Wenn man das Eee Pad Slider zum ersten mal sieht, dann wirkt es auf den ersten Blick wie ein ganz normales Tablet. Mit einem kapazitiven 10.1-Zoll-IPS Display gehört es zu den größeren Geräten auf dem Markt. Und auch zu den schwereren. Gute 975 Gramm bringt es auf die Waage. Auch ist es knapp doppelt so dick wie die aktuellen Kampfflundern von Apple oder Samsung. Beides hat einen guten Grund, mehr dazu später. Die große Dicke des Geräts nutzt Asus gut aus, um eine respektable Anzahl an Peripherie-Anschlüssen unterzubringen. So ist das Tablet neben einem proprietären Stromanschluss auch mit einem Micro-HDMI-Anschluss und einem Steckplatz für MicroSDHC-Karten ausgestattet. Besonders augenfällig ist jedoch der vollwertige USB 2.0 Port an der Rechten Seite des Geräts. Durch ihn ist das Eee Pad Slider in der Lage, eine schwindelerregende Menge an Peripheriegeräten, vom Speicherstick, über eine externe Maus, bis hin zu meinem persönlichen Favoriten, einem USB-Raketenwerfer anzusteuern. Das kastanienbraune, gummierte Äußere mit Chromakzenten macht das Eee Pad Slider außerdem zu einem sehr eleganten Gerät.

Auf der Rechten Seite sind der Kopfhörer-Anschluss und der USB Host Port untergebracht.
Gegenüber, auf der Linken Gehäuseseite sind der Ausschalter, der Lautstärkeregker, ein Reset-Knopt sowie der Steckplatz für microSDHC-Karten.
Oben schließlich liegen der Mini-HDMI-Port und der prorietäre Strom/Datenport.
 Im Inneren werkelt eine Tegra 2 CPU von Nvidia, die 1.0 Ghz Leistung in die Waagschale wirft. Ein Gigabyte DDR2-RAM sorgen dafür, dass das Betriebsystem genug Luft zum atmen hat, und 32 Gigabyte Hauptspeicher sollten für die meisten Bedürfnisse ausreiche. Für diejenigen, denen das immer noch zu wenig ist gibt es die Möglichkeit, über den Micro-SDHC-Steckplatz noch einmal zusätzlich 32 Gigabyte Speicherplatz hinzuzufügen.
Das Eee Pad Slider läuft mit Version 3.2 Honeycomb des Google-Betriebssystems Android.  Asus hat dankenswerterweise darauf verzichtet, eine eigene Oberfläche über das System zu stülpen, sondern beschränkt sich bei seinen Anpassungsbemühungen auf einige Apps und sechs Widgets für den Homescreen. Dies ist in meinen Augen auch genau das richtige, denn Android Honeycomb sieht in meinen Augen verdammt gut aus!

Irgendwie passend, das einer der Default-Hintergründe von Android 3.2 Honeycomb Waben darstellt.
Softwareseitig hält sich Asus, wie bereits erwähnt, zurück. Neben dem Ebook-Reaser My Library, dem DLNA-Streamingdienst MyNet und Asus eigenem Cloudspeicherdienst MyCloud scheint sich der Hersteller auf die Standard-Apps für Android 3.2 beschränkt zu haben.  Zwei Sachen stechen hier aus der Menge heraus, Amazon`s Kindle App, als (in Meinen Augen bessere) Alternative zu My Library, sowie eine Office Suite namens Polaris.

Viel kriegt man nicht dazu, wie man auf diesem Blick des Tablets samt Lieferumfang sieht. nur eine Bedienungsanleitung und Garantiekarte, und ein Ladegerät samt Kabel. Dat wars!

Vollständig einsatzbereit. Hinten rechts sieht man übrigens die Schutzhülle von Targus, die bei meinem Eee Pad dabei war.
Diese Vollmetallstütze sieht nicht nur genial aus, sie stützt auch das Display, und dient gleichzeitig als Schutz für das Displaykabel.
Letzteres ist geradezu ideal, wenn man es im Zusammenhang mit dem hervorstechendsten Feature des Eee Pad Slider betrachtet. Wenn man nämlich das Display etwas anhebt, dafür gibt es extra eine kleine Kerbe an der Hinterseite des Displays, gleitet zurück, winkelt sich in einem 45-Grad-Winkel an und gibt den Blick frei auf eine vollwertige Quertz-Tastatur. Dies ist der grund für die verhältnismäßig große Dicke des Geräts, ebenso wie für das relativ hohe Gewicht. Der Mehrwert, der sich durch diese Tastatur jedoch ergibt, ist enorm. Sie macht aus einem "Surfbrett" für die heimische Couch einen vollwertigen Netbook-Ersatz. Und nicht nur das Asus hier überhaupt eine physikalische Tastatur verbaut hat, sie ist auch noch qualitativ hochwertig. Schön und gut, fürs Zehn-Finger-Schreiben ist das Layout etwas klein, da meine Schreibweise eine praktische Anwendung der Quantifizierten Chaostheorie ist (Wenn man lang genug auf die Tastatur eindrischt wird schon was Sinnvolles bei rauskommen!) stellt diese Problematik für mich kein Hindernis dar.
Nun aber zurück zur Office Suite selbst. Ein Tipp mit dem Finger reicht, um Polaris zu starten.

Haaalt, nicht diese Art Polaris!!!!!!!
Die Anwendung selbst umfasst eine Textverarbeitung, mit der auch dieses Review geschrieben wurde, eine Tabellenkalkulation für die Spreadsheetwürger da draußen und, extra für alle Selbstdarstellungsneurotiker, einen Präsentationseditor. Der Funktionsumfang ist beachtlich, auch wenn er gerade im Tabellenbereich nicht an Microsoft Office heranreicht. Stichwort Microsoft: Polaris speichert seine Dateien im jeweiligen Microsoft-Format. Dateien von Open Office / Libre Office können hingegen noch nicht verarbeitet werden. Hier wird hoffentlich noch nachgebessert.

Weniger ist mehr - der Startbildschirm von Polaris Office
Textverarbeitung bietet sich natürlich an, bei einem Gerät mit externer Tastatur.
Auch an Tabellenwürger ist gedacht...
Der Präsentationseditor bietet alle grundlegenden Funktionen.
Was Unterhaltung angeht ist das Eee Pad Slider sehr minimalistisch ausgestattet. Neben den bereits erwähnten eBook-Readern MyLibrary und Amazon Kindle hat Asus sich ziemlich zurückgehalten. Nur die Standardmäßige Youtube-App und der eben so standardmäßige Honeycomb-Media Player sind an Bord. Spiele als solche hat Asus keine aufgespielt, über den Android Market,  bzw. Google Play, wie das Ding jetzt heißt, stehen einem allerdings eine beeindruckende Bandbreite an Spielen zur Verfügung, von genial bis unterirdisch. Außerdem hat man über dien Nvidia TegraZone einen Überblick über die Spiele, die sich besonders für die Tergra2-CPU eignen.

MyZine ist eine der Wenigen eigenen Software-Kreationen, die Asus auf dem Eee Pad Slider installiert hat.
Endlich sieht der Medienplayer von Android so gut aus, wie ich es erwarte!
Wie schlägt sich das Eee Pad Slider nun im Alltag? Verdammt gut! Das angeblich zu hohe Gewicht, das manche Tester bemängeln, hat sich bei mir noch nicht negativ bemerkbar gemacht, und ehrlich gesagt scheinen die besagten Tester in dem Bereich etwas überempfindlich zu sein.
Das gleiche gilt für die angeblich übertriebene Dicke. Zugegeben, das iPad und auch das Galaxy Tab sind nur halb so dick, allerdings ist mir das schon fast wieder zu dünn. Das Eee Pad Slider fühlt sich jedenfalls solide an, gerade wegen der relativ großen Dicke.
Android gibt sich keine Blöße, das Betriebssystem arbeitet schnell, und ich habe bis dato keinerlei stottern erlebt, das wäre aber auch echt peinlich, zieht man mal die Inereien des Systems in Betracht.
Überraschend angenehm ist die Funktionalität als Ebook-Reader. Gerade im Zusammenspiel mit Kindle ist das Gerät geradezu genial. Das hohe Gewicht von über 900 Gramm macht es in meinen Augen auch nicht unangenehmer. Einige Rezensenten sind hier anderer Meinung, aber ich muss ganz offen sagen, 900 Gramm über längere Zeit zu halten, sollte für keinen normal gebauten Menschen ein Problem sein.
Angenehm überrascht hat mich der Browser. Er basiert, wie auch Google's Desktop-Browser Chrome, auf der WebKit-Engine, und auch optisch sind die Ähnlichkeiten unübersehbar. Er arbeitet sauschnell, selbst wenn man über ein getethertes Smartphone mit einer Verbindungsgeschwindigkeit von 64 Kbit pro Sekunde surft. Ganz offen, da kann die Konkurrenz, egal ob Opera Mobile oder Firefox Mobile, einpacken. Leichte Probleme gibt es nur bei bestimmten Seiten, darunter pikanterweise Blogger.com und Picasa Webalben, beides Google-Dienste. Bei beiden ist der Upload von Bildern, bei blogger auch das einfügen und verlinken von Bildern über die Weboberfläche nicht möglich, da die Oberfläche nicht reagiert. Auf entsprechende Anfragen in den Google Support Groups wurde bis dato noch nicht reagiert.

Der Browser macht seinen Job gut, alles andere wäre auch mehr als peinlich für Google!
Abgesehen davon macht der Browser so ziemlich alles richtig. Auch Polaris Office gibt sich keine Blöße, zumindest nicht im Bereich Textverarbeitung, den ich hauptsächlich nutze. Es ist fast, als würde man mit Word bzw Open Office Writer arbeiten. Natürlich ist der Funktionsumfang etwas eingeschränkt, ich hab z.B. noch nicht entdeckt, wie man Fußnoten einfügt (wär das nicht was für sie, Herr Guttenberg? Frau Koch-Mehrin?), es spricht aber nichts dagegen, die Daten auf einem anderen Rechner fertig zu bearbeiten. Wofür hat das Ding denn seinen USB-Port.
Dank Nvidias Tegra2-Plattform laufen praktisch alle von Google Play herunter geladenen Spiele absolut flüssig, was ich mit mehreren Spielen, namentlich Sim City Deluxe, Die Sims und Galaxy on Fire testen konnte. Zugegeben, jedwede Plattform, auf der SimCity läuft, hat bei mir aber sowieso einen Stein im Brett. Wenn es ejtzt noch eine Mass-Effect-Adaption für Android geben wüde, wär ich im 7. Himmel!
Besonders angenehm ist das Zusammenspiel zwischen dem Tablet und meinem Bluetooth-Headset, einem Sennheiser MM 400. Dieses klappt absolut reibungslos und in Echtzeit. Sogar der Stopp-Button auf meinem Headset bewirkt das was er soll. Das bin ich von meinem Handy, dem Motorola Milestone, ganz anders gewohnt!
Langsam muss ich nun mal zum Schluss kommen, schließlich will ich, das dieses Review noch im April online geht! Für jemanden, der etwas leichtes braucht, das hauptsächlich als Surfbrett und Medienplayer benötigt wird, ist das Eee Pad Slider SL101 nichts. Dieses Gerät ist wirklich etwas für Leute, die ihr Netbook ersetzen möchten, aber trotzdem den Komfort eines Tablets haben wollen. Das Gerät ist dick genug, um solide zu wirken, ohne dabei übertrieben zu sein, gleiches gilt fürs Gewicht, und aufgrund der Form und der Textur des Gehäuses liegt es sehr angenehm in der Hand. Wenn man nun noch die Tastatur in Betracht zieht, dann ist das Eee Pad Slider in der Tat mehr, als die Summe seiner Teile, erheblich mehr. Schade, das Asus Deutschland dem Gerät so sehr die kalte Schulter zeigt.

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