Leaving New York never easy, I saw the light fading out...

Der letzte Tag in New York war gekommen. Nach einer letzten Nacht ging es daran, die restlichen Sachen zu packen. Mir ging es nicht mehr so gut wie in den Tagen zuvor, ich fühlte mich ziemlich platt. Trotzdem machte ich mich auf eine letzte Tour durch New York. Wie üblich ging es zuerst an den Hudson River. Mein Gepäck hatte ich an der Rezeption deponiert.






Nach einem letzten Frühstück an der North Cove Marina ging es ab in die Stadt. Nach einer weiteren Tour durch Macy's, mit den gleichen mageren Resultaten wie am Vortag, ging es noch einmal ab zum Madison Square Garden. Nach einer letzten Visite bei Borders und einem schnellen Mittagessen ging es ab zum Central Park, jener riesigen Grünfläche im Herzen Manhattans die diese Stadt erträglich macht. Der Central Park ist außerdem eines der wenigen Gebiete, wo man einen Eindruck davon bekommt wie die Insel vor der Ankunft der Europäer ausgesehen hat.







Nach einigen entspannenden Stunden im Central Park ging es ein letztes Mal zurück zum Hotel. Ich holte meine Koffer, ließ ein Taxi rufen, und ab ging es zum John-F.-Kennedy-Airport. Die Fahrt entpuppte sich als sehr interessant, anstatt nämlich durch irgend einen Tunnel zurück zu fahren, schlängelte sich das Taxi zuerst durch Lower Manhattan und dann auf eines DER Symbole New Yorks, die Brooklyn Bridge. Nur hatte ich leider nix davon da die ganze Brücke wegen Sanierungsarbeiten eingerüstet war!
Danach schlängelten wir uns durch Queens und Brooklyn, und es zeigte sich das ich richtig gelegen hatte, als ich drei Stunden Zeit für die Strecke von der Stadt zum Flughafen eingeplant hatte. Es war nämlich Montag Abend und auf einmal standen wir mitten im Berufsverkehr! Und das noch dazu auf einem Highway der seine besten Tage schon lange hinter sich hatte. Vielleicht bin ich durch die deutschen Autobahnen verwöhnt, aber wie man bei diesem Straßenzustand auf das Interstate-System stolz sein kann ist mir ein Rätsel.
Irgendwie hat es mein Taxifahrer dann doch geschaft mich in knapp eineinhalb Stunden zum Flughafen zu bringen, und mich direkt vor dem Terminal 8 von American Airlines abzusetzen. Der Check In lief stressfrei am Automaten ab. Ich entschied mich allerdings, noch einmal 54 USD auszugeben und dafür einen Platz am vordersten Ende der Economy-Kabine zu buchen. Somit war wieder einmal die Beinfreiheit gesichert. Außerdem bestand die berechtigte Hoffnung, das der Platz neben mir leer bleiben würde, da auch dieser nur gegen Aufpreis zu haben war. Nur soviel vorweg, das hat geklappt.
Nachdem ich das Gepäck am Schalter abgegeben hatte ging es durch die Sicherheitskontrolle. Ich erwartete schon das schlimmste, denn die TSA hatte sich seit ihrer Entstehung den Ruf erworben, eine Truppe unfähiger, intoleranter Grobiane zu sein. Ich weiß nicht in wie weit die Besatzung, die an dem Tag den Sicherheits-Checkpoint im Terminal 8 besetzte, für die TSA typisch ist, aber die Behandlung war schnell, gründlich, freundlich, sogar zu dem einen oder anderen Scherz waren die Jungs und Mädels aufgelegt.
Neu für mich war der Einsatz eines der neuen Körperscanner. Hier war es kein Problem, danach mein eigenes Scannerbild einzusehen (nur eine Schematische Darstellung ansonsten hätte das der Bediener nicht überstanden...) und mit der Strahlung gab es auch keinerlei Probleme. Ich hab zwar seitdem einen zweiten Kopf, aber... Nun ja, zurück zum Thema ;-)
Nachdem ich durch die Kontrolle durch war machte ich einen Ausflug in die Duty-Free Shops. Die Auswahl war zugegebenermaßen nicht wirklich berauschend. Beim Besuch der Elektronikabteilung gab es eine kleine Überraschung. Ich spürte zuerst nur einen starken Luftzug, gefolgt von einem lauten Summen, das so nah war das ich mich erstmal ducken musste. Als ich wieder aufschaute blickte direkt in die Kamera einer AR-Drohne vom Typ Parrot, wie sie seit einiger Zeit für das iPhone verkauft werden. Sie schwebte genau in Augenhöhe vor mir. Reizen tun mich diese Dinger ja schon, wenn es nur eine vernünftige Steuersoftware für Android-Smartphones geben würde OHNE diese vorher zu rooten!
Nach diesem Luftangriff ging es für mich in Richtung Gate. Meine Füße machten klar das sie von den Touren durch New York in den Vortagen alles andere als begeistert waren. Ich entschied mich daher, noch ein paar Souvernirs zu kaufen und es mir dann am Gate gemütlich zu machen. Meine Maschine stand schon da, und schien die Abendsonne über JFK zu genießen.








Es tat gut einfach so da zu sitzen und das Geschehen am Flughafen an sich vorbei ziehen zu lassen. Das Sonnenlicht, das durch die Fensterfront des Terminals hereinflutete tauchte die ganze Umgebung in einen goldenen Glanz. Antonio Vivaldi's Vier Jahreszeiten begleiteten den Sonnenuntergang über JFK, während ich die Ruhe genoß.
Eine Halbe Stunde vor Abflug begann das Boarding. Mein Upgrade beim Checkin sorgte dafür das ich bei der Ersten Gruppe dabei war die an Bord gelassen wurde. Mein Pokern hatte sich in der Tat ausgezahlt. Ein Blick aus dem Fenster war zwar nur durch starkes vorbeugen möglich, aber besser als beim Hinflug war es allemal. Außerdem war der Platz neben mir diesmal frei. Das machte den Flug erheblich angenehmer. Ich lehnte mich zurück, machte es mir bequem, und freute mich auf einen angenehmen, zügigen Rückflug....
Leider hatte ich die Rechnung ohne die New Yorker Flugsicherung gemacht! Kurz nach dem Pushback vom Gate meldete sich der Captain und teilte uns mit das man momentan auf dem Weg zur Startbahn sei und aktuell die Nummer 16 in der Warteschlange sei. Tja, was sollte man machen, zum Aussteigen war es zu spät, und immerhin wusste ich jetzt woher der Ruf der New Yorker Flugsicherung kam.
Nach einer Halben Stunde waren wir dann an der Reihe. Vor uns schoss eine Boeing 767 von Delta mit fauchenden Triebwerken in die Dunkelheit hinaus. Noch während dieser Jet beschleunigte rollte unsere Boeing 777-200ER auf die  Runway. Bevor wir eindrehten sah ich die Lichter der Runwaybeleuchtung in der Sommernacht funkeln und die von ihren Positionslichtern erhellte Delta-Maschine abheben. Für jemanden wie mich ein faszinierender und wunderschöner Anblick.
Dann war es erstmal vorbei mit vorbeugen. Die GE90-Triebwerke brüllten auf, und wir rasten die Runway entlang. Nach einem Furiosen ersten Steigflug ging die Maschine auf ein erheblich gemütlicheres Steigtempo zurück. Unter mir funkelten die Lichter von Long Island, und auf einmal schoss mir eine Liedzeile durch den Kopf, die diese Situation exakt beschreibt:

"...Leaving New York never easy, I saw the light fading out..."

Michael Stipes von REM hatte anscheinend genau das gleiche Gefühl gehabt wie ich. Nach und nach verschwanden die Lichter der USA unter den Wolken als wir unseren langen Weg nach Nordosten begannen. Während ich mich gelangweilt durch das Bordunterhaltungsmenü schaltete überquerten wir Cape Cod und verließen über Maine die USA. Unter uns erstreckte sich nur der Atlantik, dunkel und nur zu erahnen. Bereits kurz nach dem wir den kanadischen Luftraum erreicht hatten wurde das Abendessen serviert. Wenn man bedenkt das dieser Rinderbraten in einer Aluminiumröhre serviert wurde die mit 900 km/h durch die Stratosphäre schoss war das Essen ziemlich gut. Ich kenn Kantinenessen das erheblich schlechter ist.
Nach dem Essen versuchte ich zu schlafen. Ich hatte mein Smartphone im Fluzgeugmodus laufen und während Vangelis' Chariots of Fire mich begleiteten sah ich aus dem Fenster die Lichter von Fredericton in der Ferne zurückbleiben. Wir waren nun wirklich über dem Atlantik, Teil jenes nicht abreißenden Stroms von Passagier-, und Frachtmaschinen die tagein tagaus den Atlantik zum sprichwörtlichen Großen Teich machten. Gleichzeitig war dieser Atlantik nach wie vor tödlich, und die Nacht jenes 15. April 1912 war genau so schwarz gewesen wie unsere, als wir jenen Bereich vor Neufundland überflogen in dem die Titanic liegt. Mit diesen Gedanken, und Lisa Torban's gespensticher Version von "Darkness Darkness" im Kopf folgten wir jenem Weg der seit Jahrhunderten die neue und alte Welt verband.

Es waren gefühlte zehn Minuten bis ich die Augen wieder öffnete. Die Hell erleuchteten Fenster in der Business Class sprachen jedoch eine andere Sprache. Offensichtlich hatten wir die transatlantische Nacht bereits durchflogen. Ich beugte mich vor und schob die Schutzabdeckung des Fensters vor mir nach oben... schwerer Fehler, das Licht draußen war so hell das ich instinktiv zurückschnellte und mit jedem Vampir mitfühlen konnte, der vom Sonnenlicht erwischt wird.
Nachdem ich sichergestellt hatte das ich nicht zu Staub zerfalle riskierte ich erneut einen Blick aus dem Fenster. Unter Uns lagen die Zerklüftete Westküste und die sanften grünen Hügel von Irland. Und auch die Halbinsel über die wir flogen kannte ich gut. Es war Iveragh, wo meine Eltern jahrelang Urlaub gemacht hatten und wo auch meine eigene Irland-Sucht begonnen hatte.
Der Geruch von frisch gekochtem Kaffee driftete langsam durch die Kabine, ein untrügliches Zeichen das die Frühstückszeit bevor stand. Und tatsächlich, ich hatte es geschafft, zumindest den  größten Teil der Atlantiküberquerung zu verschlafen. Nach einem sehr füllenden Frühstück das so gar nicht der Economy Class entsprach begannen wir mit dem Sinkflug. Je näher wir London kamen, desto voller wurde der Luftraum, was kurz vor der Landung zu einer ziemlichen Kurverei führte. Nach einer letzten ziemlich temperamentvollen Kurve waren wir auf dem Gleitpfad zur Landung auf Runway 27 Rechts. 
Nach der sanften Landung und dem umso härteren Abbremsen dockten wir genau an dem gleichen Gate an an dem ich drei Tage zuvor Europa verlassen hatte. Nun hieß es laufen. Mein Anschlussflug gin um 11:45 vom Terminal 5, und ich hatte nur wenig mehr als die 90 Minuten die BAA auf ihrer Website für den Transfer angaben. Also ab durch das Terminal 3 zur Abfahrtstelle der Transferbusse. Natürlich fuhr mir hier einer gerade vor der Nase weg. Also hieß es zehn Minuten warten. Als ich dann im Bus saß und wir auf dem Weg zum T5 waren viel mir ein Gepäckgespann auf das vor uns fuhr. Als wir dran vorbeifuhren erkannte ich doch glatt einen Marineblauen Trolley mit einem markanten Aufkleber. Ich war dabei, meinen eigenen Koffer zu überholen!
Im Terminal 5 begann dann das Chaos. Die Sicherheitskontrolle war komplett überfordert, und es waren nur drei Kontrollpunkte offen! Vor meinem inneren Auge sah ich mich schon am Gate ankommen nur um meine Maschine wegrollen zu sehen. 
Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich dann durch.. Nun aber schnell zum Gate! Leider schien sich nun alles gegen mich zu verschwören. Nicht nur das Terminal 5 durch die ganzen überteuerten Geschäfte komplett überfüllt und unübersichtlich war, ich spürte das irgend etwas nicht mit mir stimmte. Nachdem ich beinahe in einem der Terminalsatelliten gelandet war schaffte ich es gerade rechtzeitig zum Gate.


Leider war nur noch ein Ganplatz frei, die Maschine war bis zum letzten Platz gefüllt. Bis in den belgischen Luftraum hinein war alles okay, die Verpflegung bestand aus Chips und Softdrinks, und war wiederum so simpel das nicht mal die Briten sie vergeigen konnten. Kurz vor erreichen der Deutschen Grenze begannen wir jedoch, Warteschleifen zu fliegen. Kurze Zeit später meldete sich der Captain mit der Info das der Frankfurter Flughafen aus Witterungsgründen gerade geschlossen sei, weil eine kräftige Schlechtwetterzelle sich über dem Flughafen befinde. Die Ankunft würde sich also um 30 Minuten verzögern. Ich war ziemlich genervt, aber was sollte ich tun? Unterwegs aussteigen war keine Option. Naja, auch die 30 Minuten waren rum, und immerhin konnte ich im Landeanflug sogar meinen Wohnort (Die Windräder haben doch ihre Vorteile ;-) ) und meinen Arbeitsplatz in Niederrad (Aus der Entfernung genau so scheußlich wie aus der Nähe) sehen.
Nach der Landung wurden wir mit dem Bus zum neuen Einreisebereich des Terminals 2 kutschiert. Dort angekommen merkte ich, das ich wieder in Deutschland war. Es waren nur drei Einreisekontrollstellen besetzt, und einer der Beamten schloss grad seinen Schalter um Pause zu machen. Das gerade ein Haufen Maschinen angekommen war interessierte offenbar niemanden. Schließlich kamen dann doch noch zwei Zöllner irgendwo her und öffneten weitere Schalter, so dass sich die Wartezeit in Grenzen hielt. In der Gepäckausgabe angekommen drehte mein Koffer schon seine Runden, also nichts wie raus hier. Ich war mittlerweile fix und fertig und wollte nur noch nach Hause.

Am nächsten Tag wurde mir klar weshalb ich mich an dem Tag so komisch gefühlt hatte. Ich wachte mit einer verdammt dicken Erkältung auf, die ich mir vermutlich in New York eingefangen hatte. Ich hab halt ein Faible für ausergewöhnliche Souvenirs.
Kurz nachdem ich zurückgekommen war wurde mir auch klar, warum ich mich teilweise so beobachtet vorgekommen war auf dem Rückflug. Es stellte sich doch heraus das ein gewisser Blogger meinen Rückflug verfolgt hatte. Lest euch die Berichte durch, die sind wirklich exzellent geschrieben.

Ein Abschließendes Wort muss ich auch zu einigen Äußerungen abgeben, die ich im Vorfeld meiner Reise zu hören bekam. Zugegeben, es ist bei den Anschlägen am 11. September 2001 zu einigen Ungereimtheiten gekommen, wie sie bei vielen derartigen Ereignissen auftreten. Auch wenn ich persönlich bis dato keinen einzigen stichhaltigen Beweis für eine US-Verschwörung an jenem Tag gesehen habe, so gibt es doch Leute die dies tun. Ich respektiere ihre Meinung. Was ich nicht respektieren kann, und auch nicht respektieren werde sind Leute, die diejenigen, die an diesem Tag in New York, Washington und Pennsylvania umkamen verspotten und lächerlich machen. Aussagen wie "...geh bitte für mich zum Ground-Zero-Memorial und lach mal kräftig für mich..." sind absolut inakzeptabel und sagen mehr über denjenigen aus, der sie ausspricht als man glaubt. Ich habe meine Schlüsse darau gezogen und werde in Zukunft auch diesen Personen entsprechend gegenüber treten.

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